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"Verzauberter April" - Elisabeth von Arnim



An meinem italienischen Springbrunnen sitzend, die schon heisse Maisonne im Gesicht, den Geruch von Flieder, Glyzinien und Waldmeister in der Nase ... und dann ein Buch lesen über vier Damen, die dem tristen Wetter Londons entfliehen - in ein altes Castello in der Nähe von Genua/Italien.

DAS ist interaktives Lesen.

Die Geschichte zweier Damen, die sich, an einem nebligen Tag, in London kennenlernen, weil die eine der Beiden über folgende Anzeige in der Zeitung stolpert:

„An jene, die Glyzinien und Sonnenschein zu schätzen wissen. Kleines mittelalterliches Castello an der italienischen Mittelmeerküste für den Monat April möbliert zu vermieten. Z, Postfach 1000, The Times.“

Lotty Wilkens, eine verhuschte, untergeordnete Hausfrau nimmt all ihren Mut zusammen und spricht Rose Arbuthnot in ihrem Club an. Mrs Arbuthnot ist ebenfalls verheiratet, ihr Mann ein ausgesprochener Schürzenjäger, der anonym Biographien über Mätressen schreibt. Und das Interesse an seiner Frau verloren hat. Sie hat sich deswegen den Armen und Gott vollends zugewandt.

Nachdem Mrs Wilkens das Inserat gelesen hat, fallen ihr die Worte aus dem Mund - so offen hat sie niemals vorher gesprochen. Die Idee, vier Wochen im frühlingshaften Italien zu verbringen, ist zu verlockend. Aber wie können sie es clever anstellen, Geld zu sparen?

Sie überzeugen sich gegenseitig von der "Notwendigkeit" dieses Urlaubs. Und suchen per Inserat noch 2 weitere Damen, die mit ihnen reisen.

Die Überraschung beginnt schon bei der Anreise. Eigentlich wollten die beiden Damen vorher die Zimmer herrichten für ihre Anzeigen-Reise-Bekanntschaften, stellen beim Eintreffen im Castello allerdings fest, dass diese schon einen Tag vorher angereist sind und es sich schon allerliebst bequem gemacht haben.

Mit von der Partie sind nun noch Lady Caroline, eine junge Schönheit, die eine so schmeichelnde Stimme und einen feinen Gesichtsausdruck hat, dass selbst böse gemeinte Worte den Gegenüber niemals böse treffen. Sie will einfach ihre Ruhe. Keine Menschen um sich herum- schon gar keine sabbernde Männer...

Und Mrs Fisher, eine vermögende Witwe von über 50 Jahren. Sie will ebenfalls nur ihre Ruhe und schafft sich diese durch ihre "Unbeweglichkeit".

Ein Quartett, welches nun die kommenden vier Wochen miteinander verbringen muss und wird. Jede in einem eigenen Zimmer - unterliegen sie dem Zauber Italiens, des alten Castellos, des Blütenmeeren, des Meeres und des italienischen Essens. Immer mehr "verzaubern" bzw. entwickeln sie sich.

Aus dem grauen, schweigenden und untertänigen Mäuschen Lotty Wilkens wird eine selbstbewusste und glückliche junge Frau, die sehr wohl ihren eigenen Weg gehen will. Und die Mitreisenden ... mehr verrate ich an dieser Stelle nicht.

Ich fand das Buch schön zu lesen, weil es sehr gefällig geschrieben ist. Fast meint man, die Blumen riechen zu können (was aber auch an meinem Leseplatz gelegen haben könnte). Der Umbruch der 1920er ist zu spüren, die Frauen werden selbstbewusster und selbstbestimmter. Einzig Mrs Fisher ist noch "vom alten Schlage". Und hat auch kein Verständnis für die Entwicklung der jungen Damen.

Irgendwann kommen Männer hinzu - auf die hätte verzichtet werden können. Das ist mein Kritikpunkt. Ansonsten ein herrliches Buch für den Frühling!

Wem ich es schenken würde? Einer Freundin, der ich ein paar zauberhafte Stunden Lesevergnügen schenken möchte.

#Italien #Romantik #Sommer #Frauen

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